Wir Ehemaligen - Erinnerungen


  1981 Pegasus  


Pegasus - die gemütliche Pinte in Bad Wildungen/Odershausen


Zeichnung von Werner Müller

Die gemütliche Pinte PEGASUS war bei uns damals sehr beliebt. Im April 1978 hatte Dave Badenhausen in einer gemieteten ehemaligen Scheune in dem Haus Wildunger Straße 38 am Ortseingang von Bad Wildungen-Odershausen eine Musik-Pinte mit dem Namen PEGASUS eröffnet. Die Innenräume waren in einer Art und Weise dekoriert, die für uns völlig neu war und einen ganz ungewohnt freien, weltoffenen Stil ausdückte. Dieser stark von amerikanischen Elementen geprägte "way of life" spiegelte sich überall wider und nahm bisweilen fast schon skurile Züge an, was Dave selbst in einem Pagasus-Flyer so beschreibt: "THE MOST EXTRAORDINARY AND FANTASTIC SURREALISTIC ATMOSPHERE OF THE CITY".

Was er damit ausdrücken wollte, war folgendes:

Die Tische und die Sitzbänke, die mit weißen langhaarigen Fellen belegt waren, wurden durch senkrechte Fachwerkbalken voneinander abgeteilt. Dachziegel und Matten aus Bambusstäben lagen in einigen Bereichen als eine Art von Überdachung oben auf. Schaute man sich um, so fiel der Blick auf diverse kleine und große Poster, Goldwäschersiebe, bekleidete Schaufensterpuppen, große Büffelhörner, Fahnen, Kakteen, Palmen und andere Rank- und Kriechgewächse, grauenvolle Monster, Papierdrachen und Seeungeheuer, deutsche und amerikanische Verkehrs- und Reklameschilder, Musikinstrumente, Bierflaschen aus aller Welt, Riesenspinnen und Kojoten, Fotos, Aufkleber, Bierkrüge, Masken, große gemalte Bilder teils gerahmt und teils direkt auf den Wänden, Sonnenschirme, landwirtschftliche Gerätschaften, Mobiles mit Flugzeugen, Vögeln und Fischen, Nähmaschinen, schwarz-weiße Kuhfelle, Wagenräder, Postkartenständer, Bierfassattrappen, Nummernschilder und auf mehrere Regale, in denen stapelweise Bücher und Spiele lagen.

Wer glaubt, ich übertreibe, der sollte noch einmal gut nachdenken und versuchen sich zurückzuerinnern, auch wenn alles schon mehrere Jahrzehnte her ist. - Na, klappt es? Wenn nicht, könnte dann vielleicht ein Foto der Erinnerung auf die Sprünge helfen? Ja, wenn man ein Foto hätte oder vielleicht besser ein ganzes Fotoalbum, das wäre jetzt etwas! Das könnte helfen! Dann könnten wir uns alle wieder an die ganz besondere PEGASUS-Atmosphäre erinnern!


Natürlich - wir brauchen ein PEGASUS-Foto-Buch  Im Foto-Buch blättern ...



Diese ganz besondere PEGASUS-Atmosphäre lud dazu ein, in gemütlicher Runde zusammenzusitzen, gute Musik wie Rock, Folk, Blues, Folkrock, Jazzrock oder Soul zu hören und das sogar oft auch live. Man konnte sich angeregt unterhalten, intellektuelle Gespräche führen, die verschiedensten alkoholischen und nichtalkoholischen Getränke probieren, zwischendurch eine Kleinigkeit essen, Süßes schnucken, Salziges und Herzhaftes knabbern, Gesellschaftsspiele und Karten spielen, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften lesen und vieles mehr. Dieses Konzept für eine "Kneipe" war damals völlig neu, erfrischend neu!

Hier sind Programmankündigungen für Oktober und November 1979 zu sehen.




Zu diesem neuen Konzept schrieb Dave in den hellgrünen PEGASUS-News Nr. 1 vom April/Mai '79, einem dünnen Heftchen, das sich die Gäste kostenlos mitnehmen konnten:

"Als ich mit Hilfe einiger Freunde im April letzten Jahres das PEGASUS eröffnet habe, bin ich nicht davon ausgegangen, eine Alternativkneipe aufzumachen. Ich habe den PEGASUS so gestaltet, wie die Pinte, die ich immer gesucht habe.

Was heißt eigentlich "alternativ"? Ich verstehe unter diesem Begriff nicht, dass ich den PEGASUS gemeinnützig betreibe. Genau wie die anderen Kneipen bin auch ich auf einen bestimmten Umsatz angewiesen. Aber ich habe immer versucht, mehr als Musik und Bier zu bieten, wie die Kenner des PEGASUS sicher wissen. Also doch eine Alternative?"
Quelle: Pegasus-News Nr. 1 vom April/Mai 1979, verantwortlich: Dave Badenhausen - Redaktion: Heike Göbel, Michael Debus, Rainer Sasse, Hans Lehmann, Gunter Wöllenstein - Graphik/Design: Dieter Ziellinski, Peter Durstewitz - Layout: Klaus und Hannes.

Dem aufmerksamen Leser wird dabei nicht entgangen sein, dass Dave im Text den Begriff "den Pegasus" verwendet, also die männlichen Form, während es bei uns damals immer nur hieß: "Kommt, wir fahren mal ins Pegasus!", also die sächliche Form benutzt wurde. Das sei hier aber nur am Rande angemerkt. Wichtiger ist, dass im Text von Dave ein Grundkonzept alternativer Freizeitgestaltung zum Ausdruck gebracht wird, das in folgendem Flyer noch präzisiert wird:




Auch das mit viel Liebe zum Detail gestaltete "Getränke-Büchlein vom Pegasus", das mir in der 2. Version aus dem Jahr 1982 vorliegt, macht dieses Grundkonzept "Mehr-als-Musik-und-Bier" in ganz besonderem Maße deutlich. Das Büchlein ist eigentlich eine Art Speisekarte. Doch außer den Preisen für die angebotenen Getränke und Snacks enthält es viel Wissenswertes zum Namen "Pegasus" selbst und zu Herkunft, Eigenart und Wirkung bestimmter Getränke. Es enthält Angebote von Pegasus-Postkarten, T-Shirts, Buttons und Stickern. Außerdem findet man darin zahlreiche Sprichwörter, Zitate und Lebensweisheiten von Dichtern und aus bekannten Filmen sowie mahnende Worte zu den Gefahren übermäßigen Alkoholgenusses.


Mein besonderer Dank richtet sich an Alfred Hucke, der mir ein Exemplar des Getränkebüchleins geschenkt hat und der mir wichtige Informationen über Dave und das PEGASUS geliefert hat.
 



Das PEGASUS, die gemütliche Pinte, gibt es heute leider nicht mehr, auch nichts Vergleichbares.
Nach etwas mehr als 8 Jahren Öffnungszeit schloss das PEGASUS am Samstag, dem 21. Juni 1986,
mit einer Sommer-Fete unter dem Motto "The last Chance" für immer seine Pforte.
Das offizielle Ende war dann der 30. Juni 1986.
Sehr schade!



Die Marke "Pegasus die gemütliche Pinte - Bad Wildungen/Odershausen" wurde am 30.06.1986 gelöscht.

... trotzdem,   


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